Wir waren hier
Anna ist 15 Jahre alt und lebt in Berlin im Jahr 2039. Die Stadt liegt in Trümmern und überall sind Soldaten, trotzdem traut sich Anna ins Internet und bloggt über ihren Alltag. Bis auf einmal Kommentare auf ihren Blog erscheinen und sie Ben kennenlernt, der angibt, er wohne in Hamburg und würde nun zu ihr kommen. Zwischen Krieg, Unterdrückung, Rebellen und Hunger erfährt Anna, was Liebe ist.
Nana Rademacher entführt uns in ein Berlin, das einem vertraut vorkommt, jedoch auch wieder nicht. Die Schauplätze sind sehr gut beschrieben und man konnte sich Berlin in Trümmern vorstellen. Anna lebt mit ihrer Mutter und ihren Vater immer noch in ihrer Wohnung, doch sie haben nicht immer Strom und noch weniger haben sie an Essen, daher zieht Anna mit ihren Freundinnen los, um noch Lebensmittel zu finden. Bei ihren Streifzügen erfährt der Leser das ein oder andere über den Krieg und das Leben 2039. Man könnte jetzt bemängeln, dass man nicht die genauen Gründe des Krieges erfährt, jedoch finde ich das genau wie es ist authentischer, Anna ist 15 Jahre alt, sie hat andere Sorgen, als sich mit Politik und Geschichte auseinanderzusetzen. Sie versucht einfach zu überleben. Und gerade weil es ein Jugendbuch ist, finde ich es passend beschrieben. Es kommt dennoch die Grausamkeit, der Tot und der Hunger herüber. Man kann sich alles gut vorstellen und ich persönlich brauche keine Informationen, warum es zu dem allen gekommen ist.
Das Buch ist in drei Teilen gegliedert, wobei Teil 1 und 3 in Annas Blog spielen. Es sind nur Einträge dort + den Kommentaren darunter. Der zweite Teil ist dann aus Sicht von Anna geschrieben, was sie erlebt, wie sie Ben kennenlernt und auch ihre Gefühle. Dieser Teil macht einen Anna noch wirklicher und gibt der Protagonistin tiefe. Anna ist zwar teilweise sehr naiv, aber ich denke, wer so aufwächst, der ist eben so. Es gibt schließlich keine Schulen oder allgemein ein soziales Miteinander mehr. In diesen Teil wird es auch richtig Spannend und ich konnte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Ich musste wissen, wie es weiter geht.
Das Ende war ein wenig „schön Wetter“, jedoch passte es. Mir war schon ziemlich schnell bewusst, was Anna am Ende erwartet. 😉
Anfangs war ich über den dritten Teil des Buches irritiert. Ich habe viele Rezensionen gelesen, wo die Leser genauso verwirrt waren oder sich auch drüber aufgeregt haben. Ich musste eine Nacht darüber schlafen und dann kam mir die Eingebung. Danach war für mich die Geschichte rund.
ACHTUNG SPOILER!
[su_spoiler title=”Meine Interpretation vom Ende” open=”no” style=”fancy”]
Viele dachten, der zweite Teil sei genauso erfunden wie ihre Flucht im Blog beschrieben ist, den der 3. Teil besteht nur aus einem Blogeintrag, der genau an den letzten aus Teil 1 anschließt. Anfangs dachte ich auch, toll, die wurde gefasst. Jedoch später wurde mir bewusst, dass die Reihenfolge der Teile nicht 1, 2, 3 ist, sondern 1, 3, 2. So gefiel es mir dann doch wieder.
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Ich hatte das Buch schnell durchgelesen, der Schreibstil ist jugendlich und verständlich. Nana Rademacher konnte mir mit ihren Worten den Schauplatz sehr nah bringen. Allgemein fand ich das Thema gut gewählt, sonst las man immer nur von Dystopien, die wirklich weit von einem Weg zu spielen scheinen, jedoch dieser Roman ist so viel näher. Berlin und das Jahr 2039 ist von einem gar nicht mal so weit weg und wenn man sich die aktuelle Lage anschaut, könnte das, was dort beschrieben, wurde durchaus passieren. Dadurch das die Gründe des Krieges offen sind. Es lässt einen mit einem unguten Gefühl zurück, weil es eben viel zu nah ist.
Allgemein hat mir das Buch gut gefallen und ich hoffe mal, dass das Fiktion bleibt und wir nicht irgendwann in so einer Welt, wie Anna sie beschreibt, leben müssen.
Danke an Vorablesen.de für das Rezensionsexemplar