Eigentlich war ich auf der Suche nach einem anderen Manga, den ich in der Buchhandlung nicht finden konnte. Um trotzdem nicht mit leeren Händen nach Hause zu gehen, schaute ich mich nach anderen interessanten Mangas um. Als ich dann das Cover von Monster im Schafspelz entdeckte, musste ich es unbedingt mitnehmen. Ich hatte keine hohen Erwartungen, aber diese wurden um Längen übertroffen. Der Band hat mich inhaltlich überrascht, ganz viel mitfiebern lassen und eine unerwartete Tiefe.
Der Student Daichi ist überrascht, als seine Schwester nach nur drei Monaten Beziehung ihre Verlobung mit dem Geschäftsmann Ikawa bekannt gibt. Warum sollte sich so ein augenscheinlich perfekter Mann auf seine launische und chaotische Schwester einlassen? Daichi ist misstrauisch und beschließt Ikawa näher kennenzulernen, um dem Ganzen auf den Grund zu gehen. Schnell fühlt er sich von seinem selbstbewussten Auftreten und seiner Art angezogen und plötzlich findet sich Daichi in seinem eigenen Gefühlschaos wieder. Doch bald muss er herausfinden, dass Ikawa ein dunkles Geheimnis hat.
Das Spice Level wurde von Hayabusa mit 2 von 5 Chilis eingestuft. Dem würde ich auch zustimmen. Der Manga legt Wert auf emotionalen Tiefgang mit nur wenigen, aber wohl dosierten, expliziten Szenen. Wer hier auf einen spicy Boys Love Titel gehofft hat, wird eher enttäuscht.
Charaktere
Daichi hat mich durch seine naive und auch liebenswerte Art überzeugt. Seine emotionale Reise, beginnend mit dem Misstrauen gegenüber Ikawa hin zur Faszination für diesen Mann, bildet den Kern der Erzählung.
Ikawa bleibt undurchschaubar und geheimnisvoll. Er kann charmant und hilfsbereit sein, welches aber immer mit dem Gefühl, dass sich etwas hinter seiner Fassade versteckt, einhergeht. Diese Fassade wird mit einem Plot Twist eingerissen, der mich sprachlos gemacht hat.
Mina, Daichis Schwester und Verlobte von Ikawa ist eher eine Nebenfigur, auch wenn sie der Auslöser für den Konflikt ist. Ihre egozentrische und impulsive Art bringt nicht nur sie selbst, sondern auch Daichi immer wieder in unangenehme und schwierige Situationen.
Schreibstil & Atmosphäre
Der Schreibstil von „Monster im Schafspelz 1“ ist locker und flüssig, wodurch die komplexen Emotionen und inneren Konflikte der Figuren gut zugänglich bleiben. Kyugo schafft es, ernste Themen und die psychologische Spannung mit einer gewissen Leichtigkeit zu verbinden, ohne dass die Geschichte zu schwer oder überladen wirkt.
Die Atmosphäre ist dabei oft intim und emotional dicht, mit einer Mischung aus Spannung und zarter Intensität. Sie fängt die Unsicherheiten und das Auf und Ab in den Beziehungen ein, bleibt aber dabei angenehm lesbar und lässt Raum für die Entwicklung der Figuren. Insgesamt entsteht eine fesselnde Stimmung, die sowohl Drama als auch romantische Momente einfühlsam vereint.
Spannung & Konflikte
Der Spannungsbogen in „Monster im Schafspelz 1“ ist sorgfältig aufgebaut und zieht sich durch die emotionale Entwicklung der Charaktere. Die Geschichte entfaltet sich langsam, wobei sich die verbotenen Gefühle und die komplexen Beziehungen zwischen Daichi, Ikawa und Mina immer weiter zuspitzen. Dieses schrittweise Aufbauen von Nähe und Misstrauen hält die Spannung konstant hoch.
Die zentralen Konflikte entstehen vor allem durch die moralische Zwickmühle, in der Daichi steckt: die Liebe zu Ikawa, dem Verlobten seiner Schwester, und das damit verbundene Schuldgefühl. Hinzu kommen innere Kämpfe, Unsicherheiten und die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Erwartungen, die das Drama intensivieren. Diese Konflikte sorgen für eine emotionale Tiefe und machen die Geschichte sowohl aufregend als auch berührend.
Fazit
Die Handlung war für mich eine große Überraschung und komplett unvorhersehbar. Der Plot Twist hat mich kurzzeitig sprachlos gemacht und ich konnte den Manga nicht mehr aus der Hand legen. Die emotionale Tiefe hat mich sehr angesprochen und einige Fragen aufgeworfen. Welche Taten kann ein Mensch einem anderen vergeben? Beide Charaktere wurden intensiv dargestellt, mit teils düsteren, schweren Lebensrealitäten. Gerade Daichi als eine verletzte, aber auch derart hoffnungsvolle Figur, bleibt im Gedächtnis. Ich freue mich definitiv schon auf die Fortsetzung!
