„Kinder von fern“ ist für mich ein ganz besonderes Kinderbuch. Mit viel Einfühlungsvermögen und auf eine für Kinder verständliche Weise wird hier von Flucht und Vertreibung erzählt. Dieses Thema bleibt viel zu oft im Hintergrund, dabei haben gerade geflüchtete Kinder ihre eigenen Wünsche, Träume und Erinnerungen. Das Buch von Martine Letterie schenkt diesen Geschichten eine Stimme und lässt sie durch die berührenden Illustrationen von Elena Cavion lebendig werden.


Wir werden Teil von vier ganz individuellen Geschichten: Samuel und Fatima aus Syrien sowie Azad und Tamar aus Afghanistan. Jede dieser Geschichten geht unter die Haut, denn sie sind inspiriert von vielen kleinen Interviews und eingeschickten Erzählungen geflüchteter Kinder. Die vier stehen stellvertretend für all die geflüchteten Kinder der letzten Jahre. Als Martine Letterie das Buch schrieb, war zum Beispiel auch der Krieg in der Ukraine gerade erst begonnen, sodass diese Erfahrungen dort nicht einfließen konnten. Das macht noch einmal deutlich, wie sehr jedes einzelne Schicksal zählt und wie schnell neue Geschichten hinzukommen.

Ich weiß noch nicht genau, wann ich die Geschichten meinen Zwillingen vorlesen werde, vielleicht, wenn sie vier oder fünf Jahre alt sind. Dann werden sie wahrscheinlich schon verstehen können, worum es hier geht und warum diese Erzählungen so wichtig sind. Meinem Großen habe ich das Buch schon gegeben. Obwohl er schon fast 16 ist und das Buch sich an Kindern ab 8 Jahren richtet, fand er die Geschichten sehr passend. Auch er kennt Kinder, die vor Krieg und Unterdrückung geflohen sind. Einige davon waren in seiner Klasse. Sogar in seiner Freizeit hatte er Kontakt zu syrischen Flüchtlingskindern und hat miterlebt, wie sie hier angekommen sind, wie sie behandelt wurden und wie schwer es für sie manchmal noch immer ist.
Das Buch spielt in den Niederlanden, gar nicht weit von uns, und doch ist vieles ein wenig anders. Mich persönlich haben die Geschichten sehr bedrückt. Besonders in den letzten Kapiteln habe ich die Hoffnung der Kinder gespürt, aber auch ihre Angst, wieder abgeschoben zu werden. Ich konnte das Buch nicht lesen ohne Tränen in den Augen. Nicht ohne Wut auf die heutige Regierung darüber, dass diese Kinder immer noch in Angst leben müssen.
Persönliche politische Meinung
Ich finde es unglaublich wichtig, dass Kinder, vor allem jetzt, solche Geschichten kennen. Sie müssen sehen, wie es diesen Kindern ergangen ist, wie es ihnen heute noch geht und wie viel Angst sie haben. Sie sollten verstehen, was rechte Politik anrichtet. Am liebsten würde ich jedem AfD-Wähler dieses Buch um die Ohren schlagen, bis er begreift, dass diese Geschichten auf wahren Erlebnissen basieren. Syrien, Afghanistan, Ukraine und viele andere Länder sind immer noch keine sicheren Orte, auch wenn uns manche Politiker etwas anderes vorgaukeln wollen. Deshalb finde ich, dieses Buch gehört in jeden Kindergarten und in jede Grundschule. Die Kinder von heute dürfen nicht vergessen. Sie dürfen den Lügen der Eltern nicht glauben. Ja, mich bedrückt das persönlich sehr. Ich bin zu empathisch, um das einfach auszublenden. Die Briefe am Ende des Buches haben mir letztlich den Rest gegeben. Bitte schaut hin. Kein Mensch ist illegal.
Fazit
Für mich ist „Kinder von fern“ ein äußerst wichtiges Buch, das einfühlsam und kindgerecht zeigt, wie Kinder auf der Flucht leben und fühlen. Es berührt tief, macht sichtbar, was oft übersehen wird, und öffnet Herzen und Augen für die Realität vieler Kinder weltweit. Dieses Buch gehört in jede Familie, jeden Kindergarten und jede Schule. Aufgrund seiner starken Geschichten und der wichtigen Botschaft gebe ich dem Buch volle fünf Sterne. Es ist ein Buch, das noch lange nachwirkt und dringend gelesen werden muss.