Buchcover von 'Ein schottischer Sommer' mit einer Frau und einer Landschaft im Hintergrund.

Ein wirklich schöner Roman. Am Anfang habe ich ein bisschen gebraucht, um mit den Figuren warmzuwerden, aber dann hat mich die Geschichte richtig gepackt. Hätte ich nicht zwischendurch Pausen machen müssen, wäre das Buch bestimmt in einem Rutsch durchgelesen gewesen, so fesselnd waren die Charaktere und die Handlung. Der Schreibstil ist frisch, flüssig und leicht zu lesen, sodass die über 300 Seiten wie im Flug vergehen.

Buchcover von 'Ein schottischer Sommer' mit einer Frau und einer Landschaft im Hintergrund.
Titel: Ein schottischer Sommer: Roman – eine mutige Frau, zwei geheimnisvolle Männer und ein mysteriöses Schloss in den Highlands
Seitenzahl: 351
Veröffentlicht: 12. August 2013
Die bezaubernde Jo kann ihr Glück kaum fassen: Dank ihrer erfolgreichen Reportage »Wer's glaubt, wird selig« bekommt sie eine Einladung nach Schottland – in den traumhaften Highlands soll sie Caitlin Castle untersuchen, in dem es angeblich spukt. Dort trifft sie auf ein Team aus sogenannten Geisterjägern, darunter die überaus attraktiven Brüder Marlin und Ryan. Obwohl Jo natürlich rein professionell sein will, dauert es nicht lange, bis sie sich in Ryans leuchtend grünen Augen zu verlieren droht – aber auch Marlin hat eine faszinierende Ausstrahlung, der sie sich kaum entziehen kann ... Während die drei versuchen, die Rätsel von Caitlin Castle zu entschlüsseln, beginnt Jo zu ahnen, dass nicht nur die alte Burg, sondern auch die beiden schönen Schotten ein Geheimnis hüten …

Schreibstil und Atmosphäre

Erzählt wird in der Ich-Perspektive, was mir besonders gut gefallen hat, da man so ganz nah an den Gedanken und Gefühlen der Hauptfigur ist. Von den anderen Personen erfährt man nur so viel, wie auch die Erzählerin selbst beobachten oder erleben kann, das gibt der ganzen Geschichte zusätzlich Spannung. Dazu kommen noch die wunderbaren Beschreibungen der Umgebung: Landschaft, Häuser, kleine Details. Alles so beschrieben, dass man das Gefühl hat, selbst dort zu stehen. Ich hatte beim Lesen oft Bilder im Kopf, als würde ich direkt durch die Seiten wandern.

Charakterentwicklung

Was mir an Ein schottischer Sommer besonders gut gefallen hat, ist, dass sich die Figuren im Laufe der Geschichte deutlich entwickeln – allen voran Johanna (Jo). Sie startet als eher pragmatische, bodenständige junge Frau, die eigentlich nicht an Geister glaubt und sich fast fehl am Platz fühlt, als sie plötzlich inmitten eines Geisterjäger-Teams in den Highlands landet. Für sie ist das zunächst eigentlich nur ein Auftrag, und man spürt ihren inneren Widerstand gegen alles Übernatürliche. Doch nach und nach öffnet sie sich nicht nur der neuen Umgebung und dem Geheimnis um Caitlin Castle, sondern auch ihren eigenen Gefühlen. Aus Skepsis wird Neugier, aus Zurückhaltung entsteht Mut – und am Ende wirkt Jo viel selbstbewusster und entschlossener als noch zu Beginn.

Auch bei den Nebenfiguren konnte man eine schöne Entwicklung erkennen. Besonders interessant war für mich das Spannungsfeld zwischen den Brüdern Ryan und Marlin. Anfangs sind beide auf ihre Weise noch recht unzugänglich. Ryan wirkt der Bodenständige, Marlin der eher geheimnisvolle Part. Doch sobald Jo zwischen die beiden gerät, legt sich langsam Schicht für Schicht frei, was wirklich hinter ihrer Rivalität steckt. So bekommt man die Gelegenheit, beide besser kennenzulernen und ihre Schwächen wie auch ihre Stärken zu sehen.

Auch die Geisterjäger-Truppe um Lucas und Finn bleibt nicht eindimensional. Zwar stehen sie nicht so stark im Vordergrund wie Jo, dennoch zeigt sich mit der Zeit, wie viel Teamgeist, Humor und Vertrauen in ihnen steckt. Das macht sie sympathisch und man hat ständig das Gefühl, man würde sie gerne auch in weiteren Geschichten begleiten.

Sehr schön fand ich außerdem, dass die Schottland-Figuren wie Malcolm, Milly oder Ailsa zwar eher Nebenrollen haben, aber trotzdem kleine Wachstums-Momente bekommen. Sie stehen stellvertretend für die Verankerung in der Landschaft, in den Legenden und Traditionen der Highlands – und gerade dadurch wirken sie lebendig und authentisch.

Alles in allem ist die Charakterentwicklung in diesem Buch ein wichtiger Grund dafür, dass die Geschichte so fesselnd wird. Man liest nicht nur eine Spukgeschichte oder eine Liebesgeschichte – man begleitet echte Menschen dabei, wie sie sich weiterentwickeln, Fehler machen, Entscheidungen treffen und am Ende gestärkt daraus hervorgehen.

Spannungsbogen und Konflikte

Die Geschichte lebt nur so von Atmosphäre, Spannung und Gefühlen. Schauplatz ist Caitlin Castle in den schottischen Highlands, wo Jo auf ein Geisterjäger-Team trifft. Eigentlich glaubt sie nicht an Übernatürliches, doch kaum in der Burg angekommen, geschehen Dinge, die selbst sie ins Grübeln bringen. Der Spannungsbogen ist dabei sehr gelungen aufgebaut. Anfangs noch eher ruhig, steigert er sich mit jedem Kapitel. Fragen wie „Gibt es Geister wirklich?“ oder „Steckt etwas ganz anderes hinter den Phänomenen?“ begleiten die Handlung bis zum Schluss. Die Auflösung erfolgt erst im letzten Kapitel, was die Leselust konstant hochhält.

Ebenso fesseln die Konflikte: Da ist Jos innerer Kampf, zwischen Skepsis und einer vorsichtigen Offenheit. Hinzu kommt ihre Gefühlsverwirrung, denn sie fühlt sich sowohl zu Ryan, als auch zu dessen Bruder Marlin hingezogen, ein klassisches, aber intensives Liebesdreieck. Die Rivalität zwischen den Brüdern wird dadurch noch stärker betont und gibt der Handlung zusätzlich Tiefe.

Dass neben diesen persönlichen Dramen zugleich das große Geheimnis um Caitlin Castle schwebt, sorgt für eine perfekte Mischung aus Mystery und Romantik. Auch die Nebencharaktere wie Malcolm, Milly oder Ailsa tragen ihren Teil bei, indem sie die schottische Atmosphäre mit Tradition, Mythen und Familiengeschichten bereichern.

Fazit

Ein Roman, der mich überrascht, zum Lachen gebracht, manchmal nachdenklich gestimmt und insgesamt bestens unterhalten hat. Am Ende zeigt sich: Ein schottischer Sommer ist nicht nur eine Geschichte über Geisterjagd. Es ist ein Roman über Zweifel, über Liebe, alte Geheimnisse und die Fragen, wie sehr wir bereit sind, unsere Überzeugungen loszulassen. Ein Buch, das man nicht aus der Hand legen möchte und dessen Figuren einem noch lange im Kopf bleiben.


Kommentare

Leider noch kein Kommentar. Vielleicht magst du ja den Ersten schreiben?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert